Erste Ergebnisse der Pilotstudie Historische Seismogramme - Konservierung und Digitalisierung von deutschen historischen, analogen Seismogrammen
Hauskolloquium am Dienstag, den 11. Februar 2025 um 10°° Uhr im Großen Sitzungssaal des Hauses
Moderation: Stefanie Donner
Einleitung
In Deutschland liegt einer der weltweit umfangreichsten Datensätze aus der Frühzeit der Seismologie auf Papier vor, der teilweise bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Eine systematische Auswertung dieser Daten würde den deutschen Erdbebenkatalog beträchtlich erweitern. Damit ließen sich Fragen zur Seismotektonik und der Erdbebengefährdung in Deutschland wesentlich detaillierter untersuchen; auch im Zusammenhang mit der Sicherheit eines Endlagerstandortes für hochradioaktive Abfälle. Im Kontext des Kernwaffenteststoppvertrages haben die analogen Aufzeichungen früherer Tests für die Detektion und Diskriminierung eventueller zukünftiger Tests eine besondere Bedeutung.
Stefanie Donner: Pilotstudie Konservierung & Digitalisierung von deutschen historischen, analogen Seismogrammen
In dieser kurzen Einleitung wird ein Überblick über das Thema, seine gesellschaftliche Bedeutung und die Inhalte der Pilotstudie gegeben.
Quelle: BGR
Galina Kulikova (Uni Potsdam): Nachhaltige Konservierung von analogen seismischen Daten in Deutschland - Bestandsaufnahme und Digitalisierungsversuche
Im Rahmen des Projektes wurde eine Bestandsaufnahme der Inhalte der analogen seismischen Datenarchive in Deutschland durchgeführt. Auf Grundlage dieser Informationen wird bestätigt, dass die Archive der 12 Institutionen in deutschland etwa 1,6 Millionen analoge seismische Aufzeichnungen und darüber hinaus eine große Anzahl von Metadaten enthalten. Eine Teilmenge (3 Monate) ausgewählter Daten wurde für eine testweise Auswertung gescannt und mit einer Vektorisierungssoftware digitalisiert. Zusätzlich wurde für ein Testereignis (Atomexplosion der Zar Bombe im Jahr 1961) analysiert und seine Quellparameter abgeleitet.
Frank Krüger (Uni Potsdam): "Verlorene" seismologische Archive
Im Rahmen unserer Pilotstudie zur Digitalisierung von seismischen Aufzeichnungen in Deutschland haben wir 12 seismische Datenarchive gefunden, die analoge seismische Aufzeichnungen von 16 Stationen enthalten. Hier diskutieren wir ein Problem, auf das wir dabei gestoßen sind. Den damaligen Literatur- und Erdbebenberichten zufolge gab es jedoch auf dem Gebiet des Deutschen Reiches mehr aktive seismische Stationen, die zwar teils mehrere Jahrzehnte aufgezeichnet haben, deren Daten jedoch bisher nicht auffindbar waren. Wir haben nur in wenigen Fällen Beweise (in der Regel nur hinweise aus zweiter Hand) dafür gefunden, dass diese Daten endgültig vernichtet wurden. Ein Beispiel für solch eine unlare Situation ist die ehemalige seismische station in Clausthal, immerhin das erste permanente Tiefenobservatorium der Welt. Hier existieren analoge seismische Aufzeichnungen von 1908 bis 1925, aber Details zur Station (Standort, Betriebszeit, Instrumenenparameter) fehlten bis vor Kurzem völlig und sind immer noch nicht vollständig. Insgesamt gibt es mind. 8 seismische Stationen aus dem frühen 20. Jahrhundert, bei denen Klärungsbedarf über den Verbleib der Daten und Instrumente besteht.
Hier möchten wir unserigen Recherchergebnisse vorstellen. Wir hoffen, durch diese Präsentation auch Tipps und Ratschläge zur weiteren Suche zu bekommen.
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