Hannover, 21.12.2021
BGR-Bericht zur Rohstoffsituation in Deutschland:
Sand und Kies erstmals auch wertmäßig bedeutendste heimische Rohstoffe
Ist die Rohstoffversorgung für den Industriestandort Deutschland gesichert? Wie viel Rohstoffe produzieren wir im eigenen Land und was muss importiert werden? In welchem Maß kann das Recycling unseren Rohstoffbedarf decken? Zur Beantwortung dieser und anderer wichtiger Fragen liefert der neue Rohstoffsituationsbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die wichtigsten Fakten auf Basis aktuell verfügbarer Daten.
Deutschland hat im Jahr 2020 rund 602 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe produziert – ein leichtes Plus von 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auffällig: Sand und Kies sowie gebrochene Natursteine sind mit einem Förderanteil von zusammen erneut mehr als 80 % nicht nur mengenmäßig, sondern erstmals auch vom Wert her die bedeutendsten deutschen Rohstoffe. Der Gesamtwert dieser Baurohstoffe lag bei rund 3,7 Mrd. Euro (2019: ca. 3,4 Mrd. Euro). Die Produktionsmenge heimischer Energierohstoffe war 2020 dagegen rückläufig (−14,5 Prozent) und belief sich auf rund 107 Millionen Tonnen Braunkohle, etwa 2 Millionen Tonnen Erdöl sowie rund 6 Milliarden Kubikmeter Erdgas, Erdölgas und Grubengas. Zudem wurden ca. 5 Millionen Kubikmeter Torf gewonnen. Insgesamt lag der Wert der heimischen Rohstoffproduktion bei 10,6 Milliarden Euro und damit um 7,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
„Heimische Rohstoffe bilden den Ausgangspunkt einer Vielzahl inländischer Wertschöpfungsketten, wie die chemische und pharmazeutische Industrie, die Bau-, Metall-, Papier-, Farben- sowie die Keramik- und Glasindustrie“, erklärt Dr. Volker Steinbach, Vizepräsident der BGR und Leiter der Abteilung „Rohstoffe“.
Mit heimischen Rohstoffen allein kann der Bedarf der deutschen Wirtschaft aber nicht gedeckt werden. „Deutschland bleibt weiterhin bei vielen Rohstoffen stark von Importen abhängig“, betont Sören Henning, Koordinator des Berichts zur Rohstoffsituation. Der größte Teil der Ausgaben für Importe entfiel mit einem Anteil von rund 51 Prozent erstmals auf die Metallrohstoffe. Energierohstoffe machten aufgrund des gesunkenen Primärenergiebedarfs nur noch ca. 47 Prozent des Einfuhrwertes aus, der Rest entfiel auf die Nichtmetalle. Die Gesamtmenge der Importe lag 2020 bei etwa 387 Millionen Tonnen und damit um 8,4 Prozent unter der des Vorjahres. Die Ausgaben für die importierten Rohstoffe betrugen im Jahr 2020 rund 140 Milliarden Euro (−19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und rangierten damit auf einem Niveau wie zuletzt 2016. Die Kostenreduktion resultierte in erster Linie aus dem zurückgehenden Bedarf bei Energierohstoffen.
Durch das Recycling von Metallrohstoffen konnte die deutsche Importabhängigkeit bei diesen wertmäßig bedeutendsten Import-Rohstoffen immerhin deutlich reduziert werden. In der deutschen Raffinade- und Rohstahlproduktion stammten im Berichtsjahr etwa 51 Prozent des Aluminiums, 45 Prozent des Rohstahls sowie rund 44 Prozent des Kupfers aus sekundären Rohstoffen. Mit der Rohstoffstrategie verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den Beitrag von Sekundärrohstoffen für die Versorgungssicherheit anhand verschiedener Maßnahmen nachhaltig zu stärken. BGR-Vizepräsident Steinbach: „Eine dieser Maßnahmen ist die Einrichtung der Dialogplattform Recyclingrohstoffe, die die Deutsche Rohstoffagentur in der BGR koordiniert. Hier werden bis September 2023 in Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft Handlungsoptionen zur Erhöhung des Anteils von Recyclingrohstoffen an der Rohstoffversorgung der deutschen Industrie erarbeitet.“
Der seit 1980 jährlich erscheinende Bericht zur Rohstoffsituation ist eine Gesamtdarstellung der Situation der nichterneuerbaren Rohstoffe für Deutschland. Mit dem Bericht informiert die BGR die Bundesregierung, die deutsche Wirtschaft und die Öffentlichkeit über aktuelle Entwicklungen zur Rohstoffproduktion im eigenen Land, zum deutschen Außenhandel, zur Entwicklung der Rohstoffpreise sowie zum Rohstoffverbrauch mit Blick auf die Versorgungssituation Deutschlands mit Rohstoffen. Zudem wird auch die Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten dargestellt und bewertet. Datengrundlage für die Studien sind die bei Veröffentlichung verfügbaren Zahlen und Fakten des jeweiligen Vorjahres.
Link zur Studie:
https://www.bgr.bund.de/rohstoffsituationsbericht-2020
Fachlicher Ansprechpartner:
Sören Henning, E-Mail: Soeren.Henning@bgr.de; Tel.: 0511 643 3192
Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679 |