Bohrung Loburg 1/90 (Paläogen, Sachsen-Anhalt)
Beitrag zum Projekt:
- Micropaleontology of sedimentary sequences of Germany
- Mikropaläontologie des tieferen Untergrundes von Deutschland
Die Kernbohrung Loburg I/90 liegt in Sachsen-Anhalt etwa 40 km nordöstlich von Magdeburg und südlich der Orte Genthien und Tucheim. Die Bohrung war 1990 vom GFE Halle (Volkseigener Betrieb Geologische Forschung und Erkundung Halle) für hydrogeologische Untersuchungen und die lokale Wasserversorgung abgeteuft worden. 1991 übernahm das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt in Halle die Bohrung.
Oberpaläozäne bis unteroligozäne Sedimente der Kernbohrung Loburg I/90 wurden biostratigraphisch auf Kalknannoplankton und auf Dinozysten untersucht. Alle Proben enthalten Dinozysten, wohingegen weder im Oberpaläozän noch im Untereozän Kalknannoplankton vorhanden ist. Das Fehlen des Kalknannoplankton beruht wahrscheinlich auf ungünstigen Faziesbedingungen (Küstennähe) und auf Kalklösung.
Die detaillierte Schichtenfolge umfasst Oberpaläozän (Dinozysten-Subzonen D4na, D4nb), Untereozän (D5nb, D6na, D6nb, D7na), Mitteleozän (D9nb, D10 und Kalknannoplankton-Zonen NP15, NP16, NP17), Obereozän (D12nc, NP21, „NP22“) und Unteroligozän (D13, D14na, D14nb, NP23*, NP24*). .
Die Zone „NP22“ (unteres Unteroligozän) korreliert in dieser Bohrung mit der Subzone D12nc (oberes Obereozän) und widerspricht damit allen bisher bekannten Korrelationen zwischen Dinozysten- und Kalknannoplankton-Zonierung. Das letzte Vorkommen des betreffenden Kalknannoplankton-Indexmarkers, Coccolithus formosus, ist zeitgleich mit dem häufigen Vorkommen der Dinozyste Homotryblium plectilum. Diese Art belegt nicht marine Salzgehalte. Offensichtlich ist das letzte Vorkommen von Coccolithus formosus in dieser Bohrung faziell bedingt.
Biostratigraphisch konnten drei Schichtlücken ermittelt werden: oberstes Oberpaläozän bis unterstes Untereozän (D5na), oberes Untereozän bis unteres Mitteleozän (D7nb–D9na) sowie unteres und mittleres Obereozän (D11–D12nb, NP18–NP19/20). Eine vierte Schichtlücke von relativ kurzer Dauer wird, aufgrund eines abrupten Wechsels in der Dinozysten Vergesellschaftung, an der Eozän/Oligozän Grenze vermutet (Schönewalde Formation/Rupel Formation, D12nc/D13).
Eine palökologische Auswertung der Dinozysten zeigt eine weitgehende Übereinstimmung mit dem ca. 100 km nordnordwestlichen gelegenen Gebiet Gorleben. Jedoch ist der Einfluss der Küstennähe mit wechselnden faziellen Bedingungen in Loburg stärker sichtbar. Vollmarine Bedingungen herrschten im mittleren Mitteleozän (D9nb, NP15, NP16) und im oberen Unteroligozän (D14nb, oberer Teil der Zone NP23*, NP24*) in Loburg.
Literatur:
Köthe, A. (2009): Calcareous Nannoplankton and Dinoflagellate Cysts Paleogene biostratigraphy of the Loburg I/90 cored borehole (Saxony-Anhalt, central Germany). - Zeitschrift für Geologische Wissenschaften, 37 (6): 381-425.