INDEX2019-Logbuch
In Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, starten Anfang November 2019 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. Ulrich Schwarz-Schampera von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit dem Forschungsschiff SONNE in das deutsche Lizenzgebiet für Massivsulfide im Indischen Ozean. Während der 10-wöchigen Explorationsfahrt INDEX2019 erkundet das internationale Team in der Tiefsee Vorkommen von Metallrohstoffen und führt detaillierte Umweltuntersuchungen durch.
Bettina Landsmann von der BGR (rechtes Foto) berichtet live von Bord über die Arbeiten und den Alltag auf der Sonne.
Weitere Informationen:
- Metallsulfidvorkommen am Meeresboden - Deutsche Explorationslizenz im Indischen Ozean (INDEX)
- Mehr Logbücher zu Expeditionen auf deutschen Forschungsschiffen finden Sie hier:
http://www.planeterde.de/logbuecher/fs-sonne-port-louis - Bereits 2017 hatte die BGR über ihre damalige Expedition in das Lizenzgebiet in einem Logbuch berichtet. Impressionen von den Arbeiten an Bord und den Untersuchungen in der Tiefsee zeigt ein Film, der während der Explorationsfahrt entstand.
Fragen und Anregungen bitte an info@bgr.de.
| Blog #13: Die perfekte Forschungsplattform 116 Meter lang und 20 Meter breit war unser schwimmender Mikrokosmos. 38 Meter hoch ragte er über die Wasserlinie des Indischen Ozeans auf. Das deutsche Forschungsschiff SONNE war während unserer INDEX2019-Exploration sieben Wochen lang unser Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Es gehört zu den modernsten Forschungsschiffen der Welt. Kein anderes Schiff ermöglicht den Einsatz so vieler verschiedener Messgeräte für die Meeresforschung. |
| Blog #12: Hohes Potenzial von Sulfid-Vorkommen Die Sonne steht noch tief. Es ist frühmorgens. Land ist in Sicht. Schwarze, spitze Vulkankegel zeichnen sich am Horizont ab, verbunden durch flache Ebenen. Der Geruch von Erde wabert mir schon aus mehreren Kilometern Entfernung entgegen. Nach sieben Wochen auf See kommt er mir besonders intensiv vor. Um 7 Uhr 15 betritt der Lotse unser Schiff über eine Strickleiter an der Reling. Langsam laufen wir in den Hafen ein. Das Schiff macht eine Kehrtwende und gegen 8 Uhr legt die SONNE am Kai in Port Louis, Mauritius an. |
| 7. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 736 KB) |
| Blog #11: Irish Stew und Apple Crumble, 16.12.2019 Es ist schon fünf Uhr und höchste Zeit aufzustehen. Müde rekele ich mich aus meiner Koje und schaue aus meinem Bullauge. Die Sonne ist gerade über dem noch graublauen Horizont aufgegangen. Ich habe mir den Wecker gestellt, damit ich meinen Termin nicht verpasse. Um vier Uhr morgens, wenn viele hier an Bord noch schlafen, sind unser Koch Lars Prater und sein Team schon längst in der Kombüse im vollen Einsatz und heute Morgen darf ich ihnen dabei Gesellschaft leisten |
| Blog #10: Ein Futterhäuschen für Lebenskünstler, 10.12.2019 Das Meer ist die Wiege allen irdischen Lebens. Wie und wann es entstanden ist, darüber gibt es nur Hypothesen. Eine besagt, dass es genau an solchen heißen schwefelhaltigen Hydrothermalquellen wie in unserem Untersuchungsgebiet entstanden sein soll. Was für uns Menschen äußerst unwirtliche Orte sind, stellt für unzählige, winzige, unsichtbare Bakterien ein wahres Schlaraffenland dar. Und sie sind Lebenskünstler par excellence. |
| Blog #9: Die Masse macht‘s, 10.12.2019 Ich stehe an der Reling und genieße den Blick auf das weite Meer. An seinem unvergleichlichen satten, glitzernden Blau kann ich mich gar nicht genug satt sehen. Alles Leben kommt aus dem Meer. Blaues Wasser, Strand und Palmen gilt für viele als Inbegriff des Paradises. Doch je blauer das Meer ist, desto weniger Leben ist in ihm. Ein großes blaues Nichts also. Und dennoch arbeiten hier Massen unsichtbarer Mini-Motoren und leisten dazu noch einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. |
| 6. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 720 KB) |
| Blog #8: Die Schuppenfuß-Schnecke: Ein Sack voller Bakterien, 09.12.2019 Die Umgebung eines Erzschlotes in einem Hydrothermalfeld mutet mehr als lebensfeindlich an: In ewiger Dunkelheit schießen 300 Grad heiße, sehr saure Suspensionen voller giftiger Metallsulfide permanent aus den „schwarzen Rauchern“. Und dennoch wimmelt es gerade hier nur so von Leben auf allerengstem Raum. Wer sich hier wohlfühlt, hat sich auf einzigartige Weise angepaßt. Werden diese kleinen Paradiesinseln in den Weiten der Tiefsee eines Tages durch Bergbau beeinträchtigt, drohen diese Spezialisten sehr schnell auszusterben, sollte es für sie keine Rückzugsgebiete geben. |
| Blog #7: Neues Erzvorkommen „SURYA“ entdeckt, 02.12.2019 Es gleicht einem Déjà-vu-Erlebnis. Wir befinden uns mittlerweile in Cluster 6. Wie vor zwei Jahren in Cluster 11 registrieren die hydroakustischen Messsignale des 100 Meter über dem Meeresboden geschleppten Echolot-Geräts HOMESIDE jetzt auch hier, dass sich im Untergrund eine hydrothermale Quelle befinden muss. Eine nach oben aufsteigende „Rauch“-Fahne in der Wassersäule ist klar erkennbar. Aber die Geräte identifizieren dort keine Trübung durch eisenhaltigen Partikel im Wasser, wie es typisch für „schwarze Raucher“ ist. |
| 5. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 849 KB) |
| Blog #6: Mit Speck fängt man Mäuse, 26.11.2019 Fallensteller sind sie mit Leidenschaft. Wie sonst können die Forscherinnen und Forscher in dieser weiten blauen Wüste an ihre Beute kommen, um letztlich beurteilen zu können, wie künftig möglicher Tiefseebergbau auf das Ökosystem wirkt. Der Ideenreichtum, mit dem sie ihre Fallen entwickeln, ist groß. Schließlich soll völlig unterschiedliche Beute gefangen werden. Letztlich läuft es aber immer drauf hinaus, etwas Attraktives anzubieten. |
| Blog #5: Der geborgene Kupferschatz, 25.11.2019 Schwupps, weg ist die Nachricht. Ganz bequem kann ich mitten im Indischen Ozean mit meinem Smartphone Nachrichten nach Deutschland senden und erhalten. Dank modernster Technik und der Materialien, aus denen es gebaut ist. Egal wo wir uns gerade befinden, ganz selbstverständlich nutzen wir täglich Gebrauchsgegenstände, für die Metalle verarbeiten wurden, deren Erze täglich weltweit gefördert werden. |
| 4. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 643 KB) |
| Blog #4: Glückliche Gesichter, 20.11.2019 Heute ist es soweit, zum ersten Mal kann ich live und in Farbe einen aktiven „schwarzen Raucher“ beobachten. Und nicht nur das! Inzwischen befinden wir uns über dem Edmond-Feld in Cluster 4. Hier gibt es aktive und inaktive hydrothermale Quellen am Meeresboden. Bereits 2013 hat die BGR an dieser Stelle einen „Schornstein“ aus Massivsulfid-Erz geborgen. Nun soll bei einem ROPOS-Tauchgang ein zweiter zu Forschungszwecken und insbesondere zum Anfassen für „Landratten“ (also Sie und ich) hinzukommen. |
| 3. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 695 KB) |
| Blog #3: Ein Schuss ins Dunkle, 11.11.2019 Die Tiefsee – unendliche Weiten. Wir stoßen in eine Welt vor, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Gefühlt stehen wir damit auf einer Stufe mit Astronaut Neil Armstrong. Wir spazieren zwar nicht als erster Mensch auf dem Mond, dafür aber auf einem völlig unbekannten Abschnitt des Meeresbodens und benötigen weder Sauerstoffflasche noch Schutzanzug. |
| 2. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 710 KB) |
| Blog #2: Stürmische Begegnung, 07.11.2019 Die Begrüßung war heftiger als erwartet und voller Streicheleinheiten. Permanent schlugen die vom Sturm aufgepeitschten Wellen mit voller Wucht und spritzender Gischt gegen den schwarzen Bug des Forschungsschiffes, während es einsam in den Weiten des indischen Ozeans in Richtung Explorationsgebiet taumelte. An Bord herrschte Stille. |
| 1. Wochenbericht SO271 (INDEX 2019) (PDF, 422 KB) |
| Blog #1: Die Ruhe vor dem großen blauen Nichts, 03.11.2019 Es ist wohl ein psychologisches Phänomen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler treffen sich Punkt 18:00 Uhr auf der vom grünlichgrauen Hafenbeckenwasser umspülten Terrasse des Hotels. Die Sonne steht tief und bestrahlt das im Hafen gegenüberliegende deutsche Forschungsschiff SONNE. Es leuchtet in den Farben schwarz, rot, gold und weiß. Der lange Flug nach Mauritius steckt allen noch in den Knochen. |