Antarktisexpedition GANOVEX IX
Beitrag zum Projekt:
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) führte von Ende Oktober 2005 bis Ende Februar 2006 die Antarktisexpedition GANOVEX IX durch. Damit wurden die geologischen und geophysikalischen Arbeiten im Rahmen des 1979 begonnen „GANOVEX“-Programms (German Antarctic North Victoria Land Expedition) im nördlichen Viktoria-Land fortgesetzt.
An der Expedition, die von Dr. N. W. Roland geleitet wurde, waren fünf weitere Mitarbeiter der BGR sowie Wissenschaftler von den Universitäten Jena, Münster, Bremen und der TU Bergakademie Freiberg beteiligt. Ein Studententeam der Fachhochschule Kiel begleitete die Expedition und sorgte für laufende Berichterstattung im Internet (GANOVEX.de) und im NDR-Fernsehen. Logistisch wurde die Expedition durch ein neuseeländisches Hubschrauber-Team, das mit zwei Hubschraubern operierte, und eine kanadische Twin-Otter-Crew unterstützt.
Die Teilnehmer wurden in mehreren Gruppen mit einer Hercules-Transportmaschine von Christchurch (Neuseeland) aus direkt in das Untersuchungsgebiet geflogen. Die Rückreise erfolgte von der französischen Antarktisstation Dumont d’Urville aus mit dem französischen RV Astrolabe nach Hobart (Tasmanien).
Ziel der wissenschaftlichen Untersuchungen war die Klärung möglicher plattentektonischer Beziehungen zwischen Transformstörungen (z.B. Balleny Fracture Zone und Tasman Fracture Zone) und kontinentalen tektonischen Großstrukturen im nördlichen Viktoria-Land. Es wird vermutet, dass diese zwischen Australien und der Antarktis verlaufenden markanten Bruchzonen, deren aktive Abschnitte die Transformsegmente entlang der australisch-antarktischen Plattengrenze darstellen, auch die kontinentale Kruste des Viktoria-Landes queren und bis ins Ross-Meer reichen.
Dazu wurde die Expedition in zwei getrennten Gebieten durchgeführt (siehe Karte). Im Seegebiet zwischen den Balleny Islands und der Nordküste von Viktoria-Land wurden im November und Dezember 2005 aeromagnetische Messflüge durchgeführt. Von einer Basis auf dem Edisto-Gletscher nahe Cape Hallett aus wurde mit einer Twin Otter der Bereich von der Pennell Coast seewärts etwa bis zum so genannten Adare-Trog beflogen und aerogeophysikalisch vermessen.
Die geologischen Untersuchungen konzentrierten sich auf das zweite Gebiet, das vom Ross-Meer im Osten und dem eisbedeckten, aufschlusslosen polaren Plateau im Westen begrenzt wird. Als Basis diente hier die Gondwana-Station der BGR. Die geologischen Untersuchungen wurden per Hubschrauber und zu Fuß durchgeführt. Dabei wurden die Geologen-Gruppen am Morgen in das Gelände und am Abend zur Gondwana-Station zurückgebracht. Ein dreiwöchiges Satellitencamp bestand am Mount Carson in der südöstlichen Mesa Range, von wo aus eine vulkanologisch-sedimentologisch-paläontologische Arbeitsgruppe operierte. Hauptaufgabe der geologischen Untersuchungen war es, junge - d.h. neogene - sprödtektonische Ereignisse nachzuweisen, sie von älteren Ereignissen zu trennen sowie ggf. radiometrisch zu datieren. Um strukturgeologische Hinweise auf die geforderte linkslaterale Loslösung der Antarktis von Australien im Gegensatz zu einer späteren, vermutlich bis subrezenten rechtslateralen Tektonik zu finden, wurden im Gelände die räumliche Orientierung von tektonischen Elementen von deformierten Gesteinen längs Scherungs- und Störungszonen gemessen. Es wurden in diesem Zusammenhang Proben zur Deformationsgeschichte und zur Analyse der Hebungs- und Erosionsgeschichte des nördlichen Victoria-Landes entnommen. Darüber hinaus wurden sedimentologische, paläontologische, vulkanologische und stratigraphische Untersuchungen durchgeführt sowie Gesteinsproben für geochemische Analysen und auch Altersbestimmungen entnommen.
Quelle: BGR