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07/03: Das nie entdeckte Riff

Das Sammlungsobjekt des Monats

Handstück eines bisher unentdeckten oberdevonischen Riffs aus dem Oberharz (Hessenkopf)Handstück eines bisher unentdeckten oberdevonischen Riffs aus dem Oberharz (Hessenkopf) Quelle: LBEG; Foto: Andrea Weitze

Riffe sind seit Urzeiten komplexe und für die Ozeane - und damit für den ganzen Planeten - äußerst wichtige Ökosysteme. Sie sind an ganz spezielle Umweltbedingungen angepasst und reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen - im schlimmsten Fall mit dem Absterben. So lassen sich während der gesamten Erdgeschichte immer wieder Aussterbeereignisse von Korallenriffen rekonstruieren, z. B. im höheren Oberdevon (vor ca. 370 Millionen Jahren) durch den plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels (Kellwasser-Ereignis). Riffe werden nie von einer Tiergruppe allein aufgebaut. Seit etwa 480 Millionen Jahren, dem Erdzeitalter Ordovizium, sind Korallen an der Riffbildung beteiligt. Ihre erste Blütezeit erreichten sie etwa 100 Millionen später im höheren Mitteldevon.

Das abgebildete Handstück ist ein - einsamer - Zeuge für ein bisher unentdecktes oberdevonisches Riff aus dem Oberharz (Hessenkopf), das vermutlich vor mehr als 375 Millionen Jahren nördlich der Westharz-Schwelle gebildet wurde. Der Aufschluss ist heute gänzlich verschwunden. Wegen der großen Entfernung ist ein Zusammenhang mit dem gut bekannten, ca. 11 km entfernten Iberger Riff nicht zu vermuten. Eine jahrzehntelange natürliche Präparation durch Humuserde und Wasser haben dieses Exponat zu dem gemacht, was man heute bewundern kann.

Es handelt sich um einen Kalkstein, der aus einem Riffschuttstrom am Schwellenhang gebildet wurde. Sein Fossilbestand zeichnet sich hauptsächlich durch dendroide tabulate Korallen (Thamnopora) aus. Das sind koloniebildende baumförmig verästelte "Bödenkorallen", die in dieser Zeit häufig am Riffaufbau beteiligt waren. Sie sind heute längst ausgestorben. Die Altersbestimmung des Riffkalkes erfolgte mit Conodonten. Da diese nur im Vorriffbereich auftreten, ist zu vermuten, dass das Handstück ebenfalls aus dem Vorriffbereich stammt. Der heutige Harz befand sich damals als flaches Meeresgebiet in Äquatornähe und bot damit ideale Umweltbedingungen für das Ökosystem Riff.

Literaturhinweise für an Korallen und dem Harz Interessierte:

  • Brauckmann, C. et al. (2000): Die Geosammlung der TU Clausthal - Erweitertes Begleitheft zur Ausstellung.
  • Franke, W. (1973): Fazies, Bau und Entwicklungsgeschichte des Iberger Riffes (Mitteldevon bis Unterkarbon III, NW-Harz, W-Deutschland).- Geol. Jb. A 11: 3-127; Hannover.
  • Gischler, E. (1992): Das devonische Atoll vom Iberg und Winterberg im Harz nach Ende des Riffwachstums.- Geol. Jb. A 129: 1-192; Hannover.
  • Leinfelder, R. (2003): Korallenriffe - Zentren der Artenvielfalt und Evolution. - In: museo 19/2003: Katastrophen in der Erdgeschichte - Wendezeiten des Lebens.: 180-199; Heilbronn.
  • Plessmann, W. & Wunderlich, H. G. (1959): Ein neues Vorkommen von Iberger Kalk im Oberharz südwestlich Goslar.- N. Jb. Geol. Paläont., Mh., 10: 433-436; Stuttgart.
  • Steininger, F.F. & Maronde, D. (Hrsg.) (1997): Städte unter Wasser: 2 Milliarden Jahre. - Kleine Senckenberg-Reihe, Nr. 24; Frankfurt.

Autorin: Dr. Carmen Heunisch

Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Olaf Lenz
Tel.: 0511-643-2561

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