11/03: Ein Wollnashorn beim Zahnwechsel erwischt
Das Sammlungsobjekt des Monats
Quelle: BGR; Foto: Dr. H. Feldrappe
Rechte Unterkieferhälfte eines Wollnashorns (Coelodonta (Rhinoceros) antiquitatis BLUMENBACH): Die Höhlung für die Wurzel des ersten Milchzahns ist erhalten (auf dem Bild nicht sichtbar), der zweite Milchzahn fehlt. Unter dem zweiten, dritten und vierten Milchzahn sitzen die Keime der ersten, zweiten und dritten vorderen Backenzähne (Praemolaren). Der erste Backenzahn (Molar) ist voll entwickelt und schließt sich mit seiner Kaufläche an die der Milchzähne an. Der zweite Molar ist bereits durchgebrochen, erreicht aber nicht die Kaufläche. Der Zahnwechsel zeigt, dass es sich um ein noch junges Tier handelt.
Der Fundort des heute in den Berliner Sammlungen aufbewahrten Stückes ist Rixdorf.
Rixdorf ist ein alter Name für Neukölln. 1920 wurde es gemeinsam mit anderen Ortschaften eingemeindet. Neukölln liegt heute mitten in Berlin. Früher gab es dort Kies- und Sandgruben, in denen Anhäufungen von Knochen gefunden wurden. Der Name - Rixdorfer Horizont - blieb bis heute erhalten und steht für diesen Fundstättentyp. Auch in Kreuzberg und im brandenburgischen Niederlehme wurden Knochen in einer vergleichbaren Schicht gefunden.
Im Rixdorfer Horizont wurden unter anderem Knochen vom Wildpferd, Mammut, Steppenwisent, Waldnashorn, Wollnashorn, Moschusochsen, von unterschiedlichen Hirscharten, vom Höhlenbär, Höhlenlöwen, Elch, Wolf, Esel und Biber gefunden. Absolute Altersbestimmungen an Schneckenschalen weisen auf 27.000 bis 30.000 Jahre vor heute für die Fundschichten. Das entspricht der Weichsel-Eiszeit. In welchem Weichsel-Interglazial die Tiere lebten, ist noch nicht geklärt.
Literatur:
HEINRICH, W.-D. (2002): Der Rixdorfer Horizont. Ein Fundstättentyp eiszeitlicher Säugetiere in Berlin und Brandenburg.- Humboldt-Spektrum 2-3, Seite 70-75, 10 Abbildungen.
Autorin: Andrea Heinke
Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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