12/04: Samsonit MnAg4[SbS3]2
Das Sammlungsobjekt des Monats
Quelle: BGR; Fotos (4): Andrea Weitze
Das Mineral Samsonit vom Originalfundort Grube Samson, Sankt Andreasberg im Harz hat eine spannende Entdeckungsgeschichte.
Dem Geomuseum der TU Clausthal zufolge wurde dem letzten königlichen Berginspektor der Sankt Andreasberger Gruben Herrn Werner im Sommer 1908 in der Firste der 29. Strecke auf dem Samsoner Gang, in einer Teufe von ca. 550 m, eine ungewöhnliche Ausbildung des Erzganges gezeigt. 20 bis 30 m über der Strecke war die Erzzone tektonisch ausgedünnt. Als Gangart standen Quarz, Calcit, Anhydrit und Gips an, durchsetzt von Galenitflittern. Zwei Meter über dem Gips fand sich eine ausgelängte Antimonitlinse in massigem Calcit und einige Meter östlich davon eine Druse, in der rund 60 stahlgraue, bis 3 cm lange Kristalle auf zerhacktem Quarz aufgewachsen waren, die Werner für Miargyrit hielt. Neben diesen kamen Pyrargyrit, nicht näher bestimmte Silberkiese und Fahlerze, Galenit, Löllingit, Chalkopyrit, gediegen Silber, Apophyllit und vermutlich Cubanit vor. Einige der Prismen waren strahlenförmig in kleinen Gruppen angeordnet. Fünf Meter darüber fand sich eine zweite kleinere Druse, aus der weitere 20 Stüfchen geborgen wurden.
Die Professoren Bergeat und Kohlbeck, die an den Bergakademien Clausthal bzw. Freiberg Mineralogie lehrten, machten Werner darauf aufmerksam, dass sein Fund ein bisher nicht bekanntes Mineral sein könnte. Darauf überließ Werner dem Analytiker Dr. Fraatz in Clausthal 0,5 g einer Probe, der diese chemisch untersuchte. Als sich neben Silber, Antimon und Schwefel auch 5,86 Gew. % Mangan fanden, war klar, dass es sich um ein neues Mineral handelt, das sie "Samsonit" nannten. (Werner, H. & Fraatz, 1910): Samsonit, ein manganhaltiges Silbermineral von Sankt Andreasberg im Harz. - Centralbl. Mineral. Geol. Paläont.; Stuttgart. 331 bis 336).
Die Kristalle der großen Druse besaßen nur selten Endflächen, während die kleineren, aus der oberen Druse stammenden Formen fast durchgehend auch ideal ausgebildete Endflächen besaßen. Lange Zeit galt Sankt Andreasberg als der einzige Fundort für Samsonit. Nur rund 80 kleine Stufen wurden geborgen.
Bereits 1919 kostete ein kleines Stückchen 800 Reichsmark. Heute gehört Samsonit auf dem Sammlermarkt zu den gesuchtesten Mineralen und wird zu fantastischen Preisen gehandelt.
1954 erwarb das damalige Amt für Bodenforschung Hannover gemeinsam mit den Mineralogischen Instituten der Universitäten Münster und Frankfurt/Main die Wernersche Sammlung von dessen Erben, nachdem Werner verfügt hatte, dass seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich sein müsse.
So verfügt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe heute über mehrere Stufen und Kristalle des Originalfundes dieses einzigartigen Minerals, von denen einige hier vorgestellt werden.
Die Stücke sind leider nicht zu haben.
Autor: Ulrich K. Vetter
Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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