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III/2021: Vom Hobby zur Wissenschaft - Bemerkenswerte Neuzugänge in den Sammlungen aus dem mittleren Jura Niedersachsens

Immer wieder finden private Sammlungen ihren Weg in die geowissenschaftlichen Sammlungen der BGR und des LBEG. So auch die Stücke des Sammlers Herrn Klaus Banike. Mit der Aufnahme seiner hervorragend präparierten Fossilfunde erhalten nicht nur in Zukunft Wissenschaftler und Öffentlichkeit Zugang zu den außergewöhnlichen Stücken - auch in der Vergangenheit standen sie bereits im Fokus wissenschaftlicher Bearbeitung.

Die gut erhaltenen Funde stammen unter anderem aus der ehemaligen Tongrube Gerzen bei Alfeld (Leine), circa 45 km südlich von Hannover. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert hinein wurden in der Grube Rohstoffe für die Ziegelherstellung abgebaut und die dort sehr gut aufgeschlossene Gesteinsabfolge war immer wieder Gegenstand eingehender geologischer und vor allem paläontologischer Untersuchungen. Bekannt und beliebt war die Fundstelle auch unter Sammlerinnen und Sammlern und wurde entsprechend ausgiebig abgesucht. Dies kam der Wissenschaft, wie so oft auch hier zugute, da die sehr fossilreichen Bereiche nicht immer zugänglich waren und bei den wissenschaftlichen Grabungen selbst nicht immer zuverlässig entdeckt werden konnten.

Das im Foto zu sehende Stück stammt aus dem Erdzeitalter des mittleren Jura (Bajocium) – wurde also vor 168,3 bis 170,3 Millionen Jahren abgelagert. Zu dieser Zeit befand sich die heutige Tongrube Gerzen in einem marinen Bereich in einer Wassertiefe von etwa 50 bis 150m. In flachen Vertiefungen wurden die Schalen der heutigen Fossilien auf dem Meeresboden zusammengespült. Um diese Schalenanhäufungen herum bildeten sich Konkretionen und diesen Konkretionsbildungen ist es zu verdanken, dass die Fossilien dreidimensional und häufig sogar mit ihrer Schale erhalten sind (Geraghty, 1990).

Rekonstruktion der Fauna anhand des fossilen Inhaltes in den gefundenen KonkretionenRekonstruktion der Fauna anhand des fossilen Inhaltes in den gefundenen Konkretionen Quelle: Geraghty, 1990

Die Erforschung der Tongrube konzentrierte sich zunächst auf die gefundenen Ammoniten aus dem mittleren Jura, die beispielsweise in einer größeren Grabungskampagne in den Fünfzigerjahren durch den Doktoranden Gerd Westermann, damals an der Universität Tübingen, untersucht wurden. Konkretionen konnten bei der Grabung allerdings nur wenige gefunden werden. Die außerordentlich gut erhaltenen Stücke, die Klaus Banike in den 1980er Jahren freigelegt und präpariert hat, dienten dann der wissenschaftlichen Bearbeitung durch Michael Geraghty (1990). Er untersuchte nicht nur die Ammoniten, sondern widmete seine Studie der gesamten Zusammensetzung der Lebewesen, die in den Konkretionen enthalten sind; darunter auch Schalen und Bruchstücke verschiedener Muscheln, Schnecken, Belemniten und fossiles Holz. Anhand der Funde ließ sich so die Lebewelt des Meeres und Meeresbodens vor über 168 Millionen Jahren rekonstruieren.

Weitere Funde aus der Sammlung von Herrn Banike, die nun in die Sammlung Hannover überführt worden sind, stammen aus den Osterfelder Tongruben - heute Naturschutzgebiet - südöstlich der Stadt Goslar. Die Stücke können ebenfalls in das Zeitalter des Jura datiert werden. Ihre Besonderheit ist die häufig sehr gut erhaltene kalkige Schale, die aufgrund der Einbettung in tonige Sedimente, ihre Struktur nicht verloren hat.

Wir freuen uns sehr über diese Neuzugänge und die Möglichkeit sie nun für eine weitere wissenschaftliche Bearbeitung zur Verfügung zu stellen.

Literatur:

  • Geraghty, M. D. (1990). Composition and Origin of Jurassic Ammonite Concretions at Gerzen, Germany (Dissertation).
  • Westermann, G. E. G. (1954): Monographie der Otoitidae (Ammonoidea): Otoites, Itinsaites, Epalxites, Germanites, Masckeites (Pseudotoites, Polyplectites), Normannites. – Beihefte zum Geologischen Jahrbuch, 15: 1–364.

Übrigens:
Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Olaf Lenz
Tel.: 0511-643-2561

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