Il/2024: Humboldtin - ein großer Name für ein seltenes Mineral
Quelle: BGR
Als zu Beginn des Jahres der Fund des sehr selten vorkommenden Minerals Humboldtin im Sammlungsarchiv des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt (LfU) in Bayern bekannt wurde und medial Aufsehen erregte, ergab eine kurze Recherche in den größtenteils digitalisierten Sammlungen der BGR: Auch hier befindet sich eine beträchtliche Menge an Humboldtin vom selben Fundort - der Mathias-Zeche bei Schwandorf in der Oberpfalz. Die Röntgendiffraktometrie bestätigte die Mineralidentität der auf dem veralteten Etikett als Humboldit bezeichneten Belegstücke. Leider sind weder das Eingangsdatum noch ein Legator vermerkt. Der beiliegende Zettel verweist auf die Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte m.b.H. Sulzbach-Rosenberg, die wahrscheinlich mit der Braunkohle aus der Mathias-Zeche beliefert wurde.
Dieser Bezug in Zusammenhang mit der sehr kurzen Betriebsdauer der Zeche legen nahe, dass die Proben in der BGR-Sammlung gemeinsam mit denen in der Sammlung des LfU in Bayern um 1949 aufgefunden wurden.
Das Mineral
Formel: Fe2+(C2O4)·2H2O
Kristallsystem: monoklin
Mohs-Härte: 1,5 (mit dem Fingernagel ritzbar)
Farbe: gelb
Alternative Namen: Eisen-Resin, Oxalit, Oxalsaures Eisen
Humboldtin gehört zu den organischen Verbindungen, zur Gruppe der Oxalate: wasserhaltiges Eisen-Oxalat.
August Breithaupt (1791 – 1873), Mineraloge und von 1826 bis 1866 Professor für Mineralogie an der Bergakademie in Freiberg, entdeckte das Mineral in einem verwitterten Braunkohlenlager in der Grube Kolosoruk / Korozluky bei Brüx / Most in Nordböhmen / Ústecký kraj, Tschechien.
Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte 1821 durch Mariano Eduardo de Rivero y Ustáriz (1798 – 1857), einem peruanischen Geologen, Mineralogen und Diplomaten, der das Mineral nach seinem Freund und Mentor Alexander von Humboldt benannte. Den hatte Rivero y Ustáriz 1817 in Paris kennengelernt, und Humboldt vermittelte ihm Zugang zu den europäischen akademischen Kreisen. Bis 1821 befand Rivero y Ustáriz sich zu Studienzwecken in Freiberg und fertigte dort seine ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Bildung und Vorkommen
Humboldtin, ein authigenes organisches Mineral, kann sich sehr unterschiedlich bilden. In der Regel sind biogene Prozesse an seiner Entstehung beteiligt unter Bildung von Oxal-Verbindungen, wie in der Braunkohle oder z. B. die Stoffwechseltätigkeit von Flechten (Burford et al., 2003).
Humboldtin kommt zumeist in Spalten von Braunkohleflözen vor, häufig vergesellschaftet mit Gips. Inwieweit sein seltenes Vorkommen in/auf granitischen Pegmatiten, Vulkaniten, Gneisen und hydrothermalen Lagerstätten auch an biologische Aktivitäten gebunden ist, scheint nicht abschließend geklärt, ist jedoch angesichts der Vielfalt an assoziierten Gesteinen wahrscheinlich.
Von den weltweit 31 bisher bekannten Fundstellen liegen 22 in Europa.
Der Fundort
Das Braunkohle-Vorkommen lag in einer ca. 2 km langen und 400 - 500 m breiten Tertiärmulde. Es enthielt 3 Flöze (Oberbank 1 - 2 m, Kernstück 8 - 9 m, Unterbank 3 - 4 m) getrennt durch ein jeweils 1 - 2 m mächtiges Lettenzwischenmittel.
Die Förderung dieser Braunkohle begann erst im 2. Weltkrieg, zunächst Untertage (daher der Name Mathias-Zeche), nach dem Krieg im Tagebau. Insgesamt wurden dort allein zwischen 1951 und 1965 4,5 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. 1966 waren die Vorräte erschöpft und der Abbau endete. Ein Teil der ehemaligen Abbaufläche ist heute rekultiviert, in einem anderen Teil befindet sich die Reststoffdeponie Mathiasgrube. (www.georg.tropper.de)
Literatur:
Burford, E.P., Fomina, M. and Gadd, G.M. (2003): Fungal involvement in bioweathering and biotransformation of rocks and minerals.- Mineral. Magazine, 67(6), 1127-1155.
georg.tropper.de
www.lfu.bayern.de/geologie/zentrales_geoarchiv/schaetze/humboldtin/index.htm
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